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AutorenbildJürgen Clauss

A110 1800 Gr. IV "Olympia Rallye 1972"

Aktualisiert: 25. Apr. 2023

CLIENT COMPETITION


 

HISTORY

 

RALLYE ZLATNI / BULGARIEN RALLYE

23.-25. JUNI 1972




© Todor Tomov [www.rally-club.bg]

GOLDEN SANDS

Vor dem im Hintergrund liegenden Goldstrand am schwarzen Meer bei Sliven, treiben die Gebrüder Takov Ihre Berlinette bergwärts.



© Todor Tomov [www.rally-club.bg]


PARC FERMÈ IN SLIWEN

"Le Bleus“ von links nach rechts: 1600S Tchoubrikov, 1800Gr.IV Takov und die A110 1800 Gr.IV von Maurice Nussbaumer, sowie diverse Bulgaralpines in rot und gelb. Eine Besonderheit, mit welcher die Rennabteilung in Dieppe die Fahrzeuge ausstattete waren Stoßstangen und Stoßstangenhörner in unterschiedlichen Farben. Sie dienten dazu, schon aus der Ferne zu erkennen, welches Fahrzeug im Anmarsch war. Die Berlinette der Gebrüder Takov wurde bereits werksseitig mit orangen Stoßstangen ausgeliefert.



© Todor Tomov [www.rally-club.bg]


Startaufstellung in Albena – Nr. 7 die Gebrüder Takov


 

OLYMPIA RALLYE 1972

13.-19. AUGUST 1972



DEUTSCHLAND IM RALLYE FIEBER

Mit der Olympia-Rallye erlebte Deutschland im August 1972 die bislang größte Veranstaltung dieser Art – mehr als eine halbe Million Fans bestaunten damals die Lenkrad-Artisten entlang der Straßen.

Mehr als 300 Starter aus 15 Nationen jagten eine Woche lang über 65 Sonderprüfungen zwischen Kiel und München über eine Gesamtdistanz von 3.300 km.








OLYMPISCHE SPIELE

Im Vorfeld der Spiele von München trat die Weltelite des Rallyesports vom 13. bis 19. August 1972 fast geschlossen zur «Olympia-Rallye» an. Die erste Vollversammlung der internationalen Rallye-Elite in Deutschland wurde zu einer Mammut-Veranstaltung mit gigantischem Organisationsaufwand.


Werksmannschaften von Alpine, Ford, BMW, Opel und Datsun rollten an den Start. Alles was in der Rallye-Zunft Rang und Namen hatte, war da. Nicolas und Darniche (Alpine), Warmbold und Aaltonen (BMW), Mikkola und Glemser (Ford), Kulläng und Ragnotti, Greder und Madame Beaumont (alle Opel). Und natürlich die komplette deutsche Elite.


Und noch einer war da, aber den kannte noch niemand so richtig: Röhrl, Vorname Walter, mit Beifahrer Hannes Rothfuß. Als der 25-Jährige aus Regensburg im Capri RS gleich zu Beginn die ersten Bestzeiten hinknallte, waren alle erst mal ratlos. Fragen über Fragen, auch bei den Verantwortlichen: «Wo kommt der her? Was hat er bisher gemacht? Und überhaupt kann das ja alles gar nicht sein.»


Und dann war da noch so ein kleines, eher unscheinbares Männlein, der artig seinen Job als Beifahrer auf dem heißen Sitz in der Sieger-Alpine seines französischen Kumpels Jean-Pierre Nicolas verrichtete. Wir reden über Jean Todt, der sich aus der blauen Sieger-Alpine 1800 wand, seine dicken Hamsterbacken bis zum Anschlag aufplusterte und breit grinsend in die Fotografenrunde blickte. Ja, genau der Jean Todt, später Ferrari-General und ehemaliger FIA-Präsident.

Quelle: www.speedweek.com





©McKlein


VORSTART ERBACH / ODENWALD

Die Wertungsprüfung Nr. 36 in Schlüchtern sollte das vorzeitige Aus für die Brüder Takov bringen.

Der Bulgare Illja Tchoubrikov, seines Zeichens Lizenznehmer und Produzent der in Bulgarien gefertigten, sogenannten „Bulgaralpine“ unterhielt gute Beziehungen ins Werk zu Jean Rédélé und war auch als Fahrer auf den Rallyepisten Osteuropas kein unbeschriebenes Blatt. Mit seinem Freund und Wegbegleiter Yancho Takov, Sohn des damaligen Außenhandelsministers von Bulgarien Peko Takov, besuchte er 1972 die Sportabteilung von Alpine Renault, um die von ihm georderte 1600S Werksalpine in Augenschein zu nehmen. Yancho Takov zeigte bei diesem Besuch nachhaltiges Interesse an einer dort stehenden und ursprünglich für Ove Andersson präparierten Berlinette 1800 Gr. IV. Er erhielt die Möglichkeit, das Fahrzeug direkt von Jean Rédélé zu erwerben. So fanden diese zwei Werks-Berlinetten als einzige echte "Client-Competition" ihren Weg hinter den eisernen Vorhang nach Bulgarien.



 

POLEN RALLYE 1974

12.-13. JULI 1974




PEACE & FRIENDSHIP

Die 34. Rallye Polen wurde vom 12. bis 13. Juli 1974 ausgetragen, der Start- und Zielort war Krakau. Die Rallye hatte 27 Wertungsprüfungen und war der sechzehnte Lauf der Rallye-Europameisterschaft, zudem der dritte Lauf des Peace and Friendship Rally Cup.


Die Rallye war organisatorisch nicht erfolgreich. Sobiesław Zasada kollidierte auf dem zwölften Sonderabschnitt von Górka-Strachocina frontal mit dem Auto des Rennkommissars, der auf dieser Strecke entgegen der Fahrtrichtung fuhr. Am Ende gab es Ungereimtheiten mit der Zeitnahme und der Erstellung des Gesamtklassements.







© Robert Szombati Collection


© Robert Szombati Collection, András Fekete


SCHOTTERPISTE

Das Team Radislav Petkov/Gantcho Gantchev hetzen die CK-0171 vor landschaftlich wunderschöner Kulisse über unbefestigte Schotterpisten, irgendwo im polnischen Hinterland.


 

RALLYE ZLATNI / BULGARIEN RALLYE

21.-22.JUNI 1975



VOLLES HAUS

Das Zuschauerinteresse am Rallyesport im Ostblock war überwältigend Anfang der 70er Jahre, wie diese Aufnahme eindrucksvoll bestätigt. Viele Zuschauer wollten einen Blick auf die vorbeirasenden Boliden erhaschen und drängelten sich am Rande der Strecke, oder an den angrenzenden Tribünen und Parkhäusern um die besten Plätze.





© Nicolay Krazalev


BULGARISCHER RALLYEMEISTER

Ein erneuter Eigentümerwechsel brachte 1975 Ivan Nikolov in das Cockpit der ehemaligen CK-0171, mit welchem auch ein erneuter Kennzeichenwechsel einherging. CK-0172 war zukünftig das Erkennungsmerkmal dieser Berlinette. Ivan Nikolov beteiligte sich an diversen Rallyes und Bergrennen in Bulgarien und Polen und führte das Fahrzeug 1975 zum Titel des bulgarischen Rallyemeisters.


© Robert Szombati Collection



SISTERS IN CRIME

Die beiden einzigen A110 1800 Gr. IV hinter dem eisernen Vorhang im Parc Fermè einträchtig nebeneinander stehend.

Die No. 9 die ehemalige Werksalpine 9846HL76, nun pilotiert vom Ungarn Attila Ferjancz, die No. 12 die Berlinette der Takov Brüder.


© Robert Szombati Collection


 

LEIDENSZEIT

Bereits in 1976 zeigt das Fahrzeug deutliche Kampfspuren vom harten Rallyeeinsatz und ungenügender Wartung. Jedoch, sie scheint noch fahrbereit und der damalige Besitzer Ivan Nikolov setzt sie weiterhin bei lokalen Rallye`s ein.

Die mangelnde Ersatzteilversorgung in Bulgarien, als auch die ungenügende Wartung ist dem Fahrzeug unschwer anzusehen.


© www.rally-club.bg

 

AUSGEMUSTERT

Abgestellt auf dem Hinterhof neben Mülltonnen und Unrat, sind die Tage dieser Berlinette gezählt, so scheint es.

Die Frage, ob sie in diesem Stadium noch fahrtauglich war, bleibt unbeantwortet. Viele Jahre blieb sie in Bulgarien verschollen, wurde malträtiert, ausgeplündert und sah einem ungewissen Schicksal entgegen.


© www.rally-club.bg


 

SEARCH AND RESCUE

 

FRENCH CONNECTION

MÄRZ 2004



Cyril Mancel, der Sohn des BERLINETTE MAG Herausgebers Jean-Jacques & Monika Mancel war einst Besitzer der Überreste dieser bis dahin unbekannten Berlinette.

Zolldokumenten zur Folge, fand sie im Oktober 1993 den Weg zurück aus Bulgarien in ihr Ursprungsland nach Frankreich. Offensichtlich war, dass es sich um eine Original Wettbewerbsversion handelte, was aufgrund diverser Merkmale dem Kenner nicht verborgen blieb. Dennoch machte sich niemand daran, dieses besondere Fahrzeug zu restaurieren oder ihre genaue Historie zu erforschen.

Das Gegenteil war der Fall, sie wurde über die Jahre ausgeschlachtet, geplündert und ihrer raren Anbauteile beraubt. Am Ende ihrer Oddysee stand sie da, nackt und geschändet, mehr tot als lebendig und es war mehr als ungewiss, ob sie jemals wieder zum Leben erweckt werden würde.

Ein Anruf von Monika Mancel bei mir im März 2004 sollte ihrem trostlosen Schicksal ein Ende bereiten. Ich übernahm das Wrack von Cyril Mancel und begann sogleich, die Historie des Fahrzeuges zu recherchieren und die Fehlteile zu komplettieren.

Ursprünglich war von unseren französischen Freunden angenommen worden, es handele sich um die ehemalige A110 1600S von Illya Tchoubrikov, welcher sehr gute Kontakte zu Jean Rédélé unterhielt.

Als Produzent und Lizenznehmer für die in geringer Stückzahl gebauten Bulgaralpine, erhielt Tchoubrikov eine 1600S Werks-Berlinette aus der Rennsportabteilung. Diese hatte allerdings, wie Fotodokumente belegen, eine schmale Karosserie, weshalb sie als Kandidat schnell ausschied.

Es war mir jedoch gelungen, seiner Zeit ein Telefonat mit Illya Tchoubrikov zu führen, welcher mich über die beiden A110 „Competition Client“ aufklärte, die ihren Weg nach Bulgarien fanden.

Es begab sich im Jahr 1972, als Tchoubrikov mit seinem Freund Yancho Takov das Alpine Werk in Dieppe besuchte. Vor Ort, in den heiligen Hallen der Rennsportabteilung „Service Courses“ stand diese besagte Alpine 1800 Gr. IV, mit breiten Kotflügeln und orangen Stoßstangen, welche die Begierde von Herrn Takov weckte. Nach Aussagen von Illya Tchoubrikov war das Fahrzeug ursprünglich für Ove Andersson präpariert worden, was mir Takov in einem mit ihm später geführten Telefonat bestätigte. Wie auch immer die genauen Hintergründe dieses Deals von Statten gegangen sein mögen, entzieht sich letztendlich meiner Kenntnis.

Yancho Takov konnte jedenfalls diese spezielle A110 1800 Gr. IV erwerben und nach Bulgarien überführen. Das Fahrzeugregister von Gilles Vallerian gab Auskunft darüber, dass dieses Fahrzeug eines der ersten fünf war, welches das Werk mit den breiten Kotflügeln „Ailes Plates“ der Gruppe 4 ausgestattet hatte.

Nachfolgende Fotostrecke zeigt den Zustand, in welchem Zustand ich das Wrack vorfand und erwerben konnte.



 

BLOOD SWEAT AND TEARS

 

VORSICHT SPEZIALIST

AUGUST 2012


TOTALVERLUST

Im Jahr 2004 waren meine Kenntnisse und Fähigkeiten im Bezug auf die Verarbeitung von Polyesterharz und Glasfasermatten nahezu nicht existent. Ich entschied mich, die Karosseriearbeiten bei einem vermeintlichen Spezialisten in der Nähe von Passau ausführen zu lassen, welcher bereits Erfahrung mit der Restauration von A110 Karossen nachweisen konnte.

Über 8 Jahre verblieb die Karosserie bei besagtem Spezialisten, ohne dass dieser Wesentliches zustande gebracht hätte. Zerschnitten in 3 Teile und ohne erkennbaren Fortschritte in der Restauration, erhielt ich das Wrack im Jahr 2012 zurück. Die zu Beginn geleistete Anzahlung, ein Betrag in 5-stelliger Höhe, wurde vom Auftragnehmer trotz nicht erbrachter Leistung unrechtmäßig einbehalten und nicht zurück erstattet.

Ohne an dieser Stelle Namen nennen zu wollen, stellte das unseriöse Verhalten dieses "Spezialisten" einer der Tiefpunkte meiner Erfahrung im Bezug auf die Auftragsvergabe an Dritte dar.

Ich kann vor solchen selbst ernannten Spezialisten nur eindringlich warnen und jeden dazu ermutigen, den Anbieter seiner Wahl auf Seriosität und fachliche Kompetenz zu prüfen.



DO IT YOURSELF

Mittlerweile waren 8 Jahre vergangen und ich hatte mich gezwungener Maßen mit der Verarbeitung von Polyesterharz und Glasfasermatten befasst, weitergebildet und meine handwerklichen Fähigkeiten diesbezüglich erweitert.

Der Zufall wollte es, dass in meiner unmittelbaren Nachbarschaft ein älterer Herr Kajaks aus GFK vermietete und auch reparierte. Nach genauerem Hinsehen ergab sich, dass besagter Herr eine 40 jährige Erfahrung in der Herstellung von Motorsportteilen aus GFK, vornehmlich für die Firma Irmscher, vorweisen konnte. Schnell war Freundschaft geschlossen und ich begab mich sozusagen nochmals in die Lehre, um mir Kenntnisse und Fertigkeiten in der GFK Verarbeitung anzueignen. An diese Stelle ein herzliches Dankeschön an GFK Fachmann und Freund Willi Deppert, welcher mit seinen wertvollen Ratschlägen, als auch mit hilfreichen Tipps und Kniffen maßgeblichen Anteil an der erfolgreichen und fachgerechten Wiederherstellung meiner Berlinetten trägt.

Binnen Jahresfrist konnte ich die zeitintensiven Arbeiten an der Polyesterkarosserie dieser A110 1800 Gr. IV abschließen. Währenddessen gab es parallel viel zu recherchieren, um die Restauration zeitnah und so authentisch und originalgetreu als möglich durchführen zu können. Als eines der ersten Fahrzeuge mit breiten Kotflügeln der Gruppe 4, behielt sie noch immer den vom Serienmodell bekannten, einem Haifischmaul ähnelnden, unter der Stoßstange angeordneten Lufteinlass für den Frontkühler. Im Inneren fielen jedoch signifikante Änderungen im Vergleich zum Serienmodell auf. Ein steiler Kühlerschacht führte die Luft zu einem vergrößerten Wasserkühler, welcher aus dem R16 stammte. Der ansonsten im Heck befindliche Ölkühler wurde dem Wasserkühler bei Seite gestellt. Ein großer Ventilator, ebenfalls aus dem R16 stammend, sollte im Zweifelsfall den Luftdurchsatz bei hohen Temperaturen oder Stop & Go Betrieb sicherstellen.

Die Batterie blieb im Gegensatz zu den späteren Gruppe 4 Modell unten und fand in einer Box aus GFK hinter dem Wasserkühler Platz. So die neue Konstellation des Werkes für Fahrzeuge der Gruppe 4, um der gesteigerten Motorleistung und dem damit einher gehenden höhren Kühlungsbedarf Rechnung zu tragen.


 

LACKIERUNG

OKTOBER 2012


SPRAY & PRAY

Alle zur Lackierung notwendigen Vorarbeiten sind erledigt und das Fahrzeug wird einem Lackierer Meisterbetrieb zugeführt, welcher schon die eine oder andere Alpine für mich lackiert hatte. Die mit den vorangegangenen Fahrzeugen gemachten Erfahrungen, fliesen stets in das neueste Projekt ein und tragen so zu einem immer höheren Qualitätsstandard bei. Fine-Tuning ist nun angesagt und nichts wird dem Zufall überlassen. Verloren gegangene Lichtkanten, welche sich u.a. vom Hauptscheinwerfer über den vorderen Kotflügel, die Türe, bis zum Ende des hinteren Kotflügel erstrecken, werden remodelliert und wieder sichtbar gemacht.

Spritzspachtel, Füller, Lack und Klarlack, gepaart mit endloser Schleifarbeit – die Prozedur ist immer dieselbe. Über die Qualität der Lackierung entscheidet jedoch nicht nur der Lackiervorgang an sich, sondern mit welcher Hingabe, Sorgfalt und Aufmerksamkeit man sich zuvor den Flächen, Ecken und Kanten gewidmet hat.





 

REMONTAGE

DEZEMBER 2012


STEP BY STEP

Nach der Pflicht folgt die Kür. Alle Anbauteile wurden sorgfältig überarbeitet und aufbereitet und liegen schon seit Monaten anbaufertig im Regal. Planung ist das halbe Leben und nur so lässt sich gewährleisten, dass die Arbeiten aufgrund fehlender Teile nicht ins Stocken geraten. Die mühselige Zeit, in der trotz vieler Arbeitsstunden kaum ein Fortschritt sichtbar war, gehört der Vergangenheit an. Jedes noch so kleine Bauteil findet nun seinen angestammten Platz am Fahrzeug und verbleibt auch dort. Die Skulptur nimmt allmählich Form an und mit jeder Arbeitsstunde welcher dem Projekt zu Teil wird, rückt sie ihrer Fertigstellung ein Stück näher.



 

BACK ON TRACK

 

DER WEG IST DAS ZIEL

APRIL 2014


NEVER GIVE UP

Es war ein langer Weg mit Irrungen und Wirrungen, mit Höhen, Tiefen, Hindernissen und persönlichen Enttäuschungen,

aufgeben war jedoch niemals eine Option.

Zehn Jahre nach dem Kauf des Wracks und gerade mal 2 Jahre nach dem ich die Karosseriearbeiten selbst in die Hand genommen habe, rollt sie zum ersten Fotoshooting auf die Straße im schwäbischen Wald. Vergessen sind die Widrigkeiten, welche mit den Restaurationsarbeiten einher gingen.

Die Freude über den Anblick dieser einzigartigen OLYMPIA RALLYE Berlinette überwiegt und die Tatsache, dass diese ehemals abgewrackte und verloren geglaubte A110 wieder am Leben ist, erweckt ein Gefühl von Freude, Genugtuung und lässt auch ein wenig Stolz aufkommen.



 

GET OUT AND DRIVE

 

DAS BESSERE IST DER FEIND DES GUTEN

AUGUST 2017


SCHEIDEN TUT WEH

Ihre ersten Kilometer absolvierte die No. 72 der Olympia Rallye 1972 auf den hügeligen und kurvenreichen Straßen des Schwäbischen Waldes.

Es war schwer, die Augen von ihr abzuwenden. Ihr Anblick war magnetisierend und ich schwor, unsere Liaison sollte niemals enden. Jedoch, es kam wie so oft, wenn eine Liebesgeschichte ihr unerwartetes und abruptes Ende findet.

Ein Nebenbuhler hatte sich unsterblich in meine Prinzessin verliebt, kurzerhand flog er über den großen Teich um ihr seine Aufwartung zu machen. Ich wehrte mich nach Kräften, dem Begehren des schnell zum Freund gewordenen Cowboys zu wiederstehen. Doch nach einer langen Nacht im Showroom, gespickt mit vielen Erzählungen, Anekdoten und noch mehr Vin Rouge, war es um mich und meine Prinzessin geschehen und unsere Trennung besiegelt.


Nicht ohne Grund entschied ich mich, wenn auch mit viel Wehmut, sie mit dem Fremden gehen zu lassen. Nur wenige Wochen zuvor offerierte mir Jean Charles Rédélé einen A210 Le Mans Prototyp aus seiner Sammlung zu Kauf.


Gemäß dem Sprichwort "Das Bessere ist der Feind des Guten" fand sie so den Weg über den großen Teich nach San Francisco, wo sie in der Zwischenzeit regelmäßig auf diversen Treffen und hochkarätigen Classic Car Events für Aufmerksamkeit sorgt.

Von Zeit zu Zeit zeigt sie sich, an der Marina Bay von San Francisco und zieht nicht wenige begehrliche Blicke auf sich, beim sonntäglichen Ausritt über die Golden Gate Bridge, auf ihrem Weg zu Cars & Coffee nach Sonoma.



 

CAR IN DETAIL

 

SCHATZSUCHE

LIPSHEIM - REIMS - PARIS


TRÈS JOLIE

Kaum zu glauben, dass nun alle Teile wieder an ihrem angestammten Platz sind. Viel mehr als Karosserie und Chassis war nicht vorhanden, als das Wrack den Weg zu mir fand. Meine Vision war jedoch klar, lange bevor sie in neuem Glanz erstrahlen würde. Sie war eine Perle unter all den Kieselsteinen, ihr Glanz war verblasst und keiner schenkte ihr die Aufmerksamkeit und Beachtung, welche ihr gebührte.

Alles sollte bis ins Detail so werden, wie sie damals von Yancho Takov in Dieppe übernommen und von ihm zur Olympia Rallye in Kiel an den Start gebracht wurde. Neben den Restaurationsarbeiten mussten viele Originalteile wiederbeschafft werden, was nicht wenige Fahrten zu Teilemärkten ins französische Nachbarland notwendig machte. So wurden über viele Jahre Städte wie Paris, Reims oder Lipsheim zu Pilgerstätten, auf der Jagd nach den verlorenen Juwelen.


Am Ende wich der Restaurator dann doch noch ein kleines Stückchen vom Original ab und drückte der Olympia Prinzessin seinen eigenen Stempel auf. Was für die Damen das Schuhwerk, sind für Autos die Räder, respektive Felgen.

Die dreiteiligen Gotti Monte Carlo Felgen sollten in mattem Gold einen außergewöhnlichen Kontrast zum "bleu metallisè" bilden, nur ein schmaler Rand am Felgenhorn verblieb glänzend in Silber.

Der "alpineLAB" Schriftzug auf der Außenschüssel tut sein Übriges, um das Abweichen vom Original und die Handschrift des Maestros zu legitimieren.



 

CONCOURS

 

THE QUAIL, A MOTORSPORT GATHERING

MONTEREY CA, AUGUST 2018


RITTERSCHLAG

Zehn Tage lang kommen jedes Jahr im August Kenner und Enthusiasten aus der ganzen Welt auf der Monterey-Halbinsel zusammen, um unter anderen Liebhabern das Nonplusultra in Sachen Automobildesign, Ingenieurskunst und Kameradschaft zu feiern.


Das Kronjuwel in einem Wirbelsturm von Veranstaltungen ist „The Quail, A Motorsports Gathering“. Seit seiner Gründung verbindet es eine üppige Umgebung auf einem Golfplatz, der sich an die Bergkette von Santa Lucia schmiegt, mit außergewöhnlicher Küche und den besten Stücken von Oldtimer-Sportwagen, die während der Woche zu sehen sind. Namhafte Automobilhersteller stellen auch die besten und neuesten Luxusautos ihrer Produktion zur Schau.


Die begehrten und limitierten Tickets für diese prestigeträchtige Veranstaltung sind lange zuvor ausverkauft, obgleich der Einzelpreis von über 700,-- $/US weit über der Schmerzgrenze eines Normalbürgers liegen dürfte.

So sind auch die Startplätze zum Concours in den unterschiedlichen Kategorien äußerst rar und begehrt. Nur wenige schaffen den Sprung in die Teilnehmerliste, weshalb allein die Teilnahme schon als Erfolg gewertet werden darf.

Ehre, wem Ehre gebührt könnte man meinen und so schaffte es die kleine Alpine auf den Rasen von „THE QUAIL“, um sich mit namhafter Konkurrenz um die Krone in der Klasse „Post War Racing Cars“ zu streiten.


Make a long story short:

Der 1. Platz für die Kleinste unter den Bewerbern kam überraschend und unerwartet und kommt gar einem Ritterschlag gleich. Die Richter fanden Gefallen an dem Charme der kleinen Französin und ließen einen Traum wahr werden.

Die OLYMPIA RALLYE A110 gewinnt ihre Klasse „Post War Racing Cars“ gegen illustre und namhafte Konkurrenz.

Der Ordnung halber sollte jedoch nicht unerwähnt bleiben, dass in der Jury 3 der Richter französischer Herkunft waren, was das Zünglein an der Waage gewesen sein könnte. Wen kümmert`s? Der überglückliche neue Besitzer der No. 72 feierte seinen Erfolg und strahlte mit der kalifornischen Sonne um die Wette.



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